Pater Jean Wauthier OMI (1926 – 1967)
„Senden Sie mich an den Ort, wo ich andere am besten heiligen kann.“
Herkunft und Berufung
Jean Wauthier wurde am 22. März 1926 in Fourmies, Nordfrankreich, geboren. Zunächst besuchte er das erzbischöfliche Gymnasium von Cambrai in Solesmes, dann das College Saint-Pierre seiner Heimatstadt Fourmies. Jean Wauthiers Jugend war durch den Zweiten Weltkrieg geprägt. 1940 wurde die Familie durch das Heranrücken der deutschen Truppen vertrieben. Die Familie fand Unterkunft in Sainte-Livrade im Süden Frankreichs. Von 1941 bis 1944 folgten weitere Schuljahre am Jungeninternat Notre-Dame de Bon Encontre der Diözese von Agen.
Ordenseintritt und Studienjahre
Im November 1944 trat Jean Wauthier ins Noviziat der Oblaten in Pontmain ein. 1945 legte er dort seine ersten zeitlichen Gelübde ab. Zum zweijährigen Studium der Philosophie entsandte man ihn nach La Brosse-Montceaux, wo die französischen Oblaten eine eigene Studienanstalt unterhielten. Das Studium der Theologie erfolgte dann ab 1946, unterbrochen von einem Jahr Militärdienst bei den Fallschirmjägern (1947 – 1948), an der Theologische Hochschule der Oblaten in Solignac. 1949 legte Jean Wauthier seine Ewigen Gelübde ab, 1952 erfolgte die Priesterweihe. Bereits zwei Monate zuvor hatte Jean Wauthier an den Generaloberen in Rom, P. Deschâtelets, geschrieben: „Seit meiner Kindheit verspüre ich den Wunsch, Missionar zu werden. Seit dem Noviziat hege ich aber den besonderen Wunsch, das Evangelium nach Laos zu bringen. Senden Sie mich an den Ort, wo ich andere am besten heiligen und mich selber erbauen kann.” Dem Gesuch wurde stattgegeben.
Missionar in Laos
Fast unmittelbar nach seiner Ankunft in Laos, im Oktober 1952, wurde P. Jean Wauthier als Missionar zu den Khmu, einem Bergvolk in Nordlaos und in den angrenzenden Gebieten im Süden Chinas, entsandt. Die erste Mission war Nam Mon. Mit den Menschen verließ er eines Tages Nam Mon, wo er viele von ihnen getauft hatte, und ließ sich mit der ganzen Gemeinde in Khang Si nieder. Es war eine bessere Gegend mit großen Reisfeldern. 1961 wurde das Dorf wegen des entbrannten Bürgerkriegs in die Provinz Xieng Khouang in der Nähe der Stadt Phonsavan umgesiedelt. Ab März 1964 arbeitete P. Wauthier bei den Khmu in Hin Tang. Gleichzeitig aber wirkte er auch noch als Ausbilder für Katecheten in Vientiane. Er musste zwischen der Hauptstadt und den Bergdörfern pendeln, in denen sich aufgrund des Bürgerkrieges immer mehr Flüchtlinge sammelten. Die Not der Menschen war groß: mangelnde Medizin, unzureichende Nahrung, unsichere Ernten, Überfälle durch Milizen, Minen an Straßen und Wegen. Der missionarische Dienst musste aufgrund der Situation mehr und mehr zu einer humanitären Entwicklungshilfe werden. Es galt vor allem den Armen zu helfen, ohne alle anderen zu vernachlässigen. P. Wauthiers Arbeit missfiel mehr und mehr dem ortsansässigen Militär. Auch die laotischen Soldaten, also nicht die Freischärler, waren es ebenso gewohnt, dass sie zuerst bedient wurden. Meist bedienten sie sich einfach selbst am wenigen Gut der Menschen. P. Wauthier hat sich das gegenüber dem Militär verbeten. Er verteidigte die Dorfbewohner, wo er konnte, besonders die Khmu. P. Wautier wusste, dass sein Leben deshalb in Gefahr war.
Weg ins Martyrium
In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 1967 wurde P. Wauthier ermordet. Er war im Dorf Ban Na bei Taufbewerbern zu Gast. Etwa 800 Meter vor dem Dorfeingang gab es einen Posten des nationalen Militärs. Dort gab es in der Nacht Tumult. P. Wauthier war sofort wach, angezogen und bereit in den Busch zu flüchten. Er rief die Taufbewerber und die zwei Kinder, die ebenfalls im Haus waren, zusammen. Mit den beiden Kindern lief er zum Dorfausgang und versteckte sie in einem Abwasserkanal und wies sie an: „Bewegt euch nicht, habt keine Angst, betet!“ Er selbst ging weiter, um nach dem Treiben am Militärposten zu sehen. Die Kinder hörten Rufe: „Bringt den Pater um!“ Dann fiel ein Schuss, der P. Wauthier im Nacken getroffen hatte. Der Verletzte begann mit den Angreifern zu reden. Dann fielen weitere Schüsse. P. Wauther wurde dreimal in der Brust getroffen und fiel tot zu Boden.
P. Wauthier wurde auf dem katholischen Friedhof von Vientiane beigesetzt. Die Verantwortlichen der Regierungstruppen bemühten sich umgehend darum, den Kommunisten die Schuld am Mord von P. Wauthier anzuhängen. Ein Oblatenpater sagte aber später aus: „In den letzten zwei Jahren hat er mit den Khmu am Rande eines Dorfes gelebt, in dem ein anderes Volk daheim war.“ Das war Ban Na, wo P. Wauthier ermordet wurde. „Der Militärposten beim Dorf bestand aus Soldaten dieses Volksstammes. Für beide Volksgruppen war Reis geliefert worden. Die Verteilung wurde vom Militär vorgenommen. Als die Soldaten den größeren Teil für ihre Volksgruppe behalten wollten, protestierte P. Wauthier. Der Protest stieß auf taube Ohren. P. Wauthier beantragte daher die Verlegung seiner Flüchtlingsgruppe. Das schürte den Hass der Militärs.” Der Mitbruder bestätigte dann: „Ich halte P. Wauthier für einen Märtyrer, da er um der Gerechtigkeit willen für die ihm anvertrauten Flüchtlinge sein Leben lassen musste.“ Am Tag nach dem Mord schrieb ein Katechet an seine Eltern: „P. Jean musste sterben, weil er uns liebte und uns nicht verließ.“
Die letzte Missionsenzyklika, „Redemptoris Missio“ aus dem Jahre 1990, bringt es auf den Punkt: „Der Missionar ist ein Mensch der Barmherzigkeit: Um jedem Bruder zu verkünden, dass er von Gott geliebt wird und selbst lieben kann, muss er seine Liebe zu allen dadurch bezeugen, dass er sein Leben für den Nächsten hingibt“ (RM 89).
Und P. Wauthier war nicht das letzte Todesopfer, das die Oblatenmissionare zu beklagen hatten. Es fehlt noch P. Joseph Boissel. Er gehörte zur ersten Generation der Laos-Missionare, die die Oblaten nach 1935 entsandt hatten.
Thomas Klosterkamp OMI
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Die Oblatenmärtyrer von Laos:
P. Michel Coquelet OMI († 1961)
P. Vincent L´Hénoret OMI († 1961)
P. Jean Wauthier OMI († 1967)