Pater Mario Borzaga OMI (1932 – 1960)

„Priester, Apostel, Missionar und Märtyrer will ich sein!“

Herkunft und Berufung

Mario Borzaga wurde am 27. August 1932 in Trient, in Italien geboren. Dort wuchs er in der Obhut seiner Eltern zusammen mit seinen drei Geschwistern auf. Die Familie war sehr religiös. 1938 wurde Mario eingeschult. 1943, Mario war 11 Jahre alt, kam er ins Trienter Knabenseminar. 1949 wechselte er,erst 16 Jahre alt, ins Erzbischöfliche Priesterseminar von Trient. Wie wir aus zahlreichen erhaltenen Tagebuchaufzeichnungen wissen, betete er schon zu dieser Zeit, „Priester, Apostel, Missionar, Märtyrer“ werden zu dürfen.

Ordenseintritt und Studienjahre

Der Wunsch, Missionar zu werden, wuchs stetig. Bei einem Besuch im Noviziat der italienischen Oblatenmissionare in Molise sprang der Funke über: Mario Borzaga bat 1952 um Aufnahme ins Noviziat der Oblaten, 1953 legte er seine ersten zeitlichen Gelübde ab. Es folgte der Umzug vom Noviziat ins Scholastikat nach San Giorgio Canavese bei Turin, wo er seine in Trient begonnenen theologischen Studien beenden sollte. Zu den Ewigen Gelübden 1956 schrieb er: „Ich habe meine Berufung verstanden: Ich soll ein glücklicher Mensch sein. Im gleichen Jahr finden sich auch wieder Gedanken zum Martyrium in seinem Tagebuch: „Derselbe Christus, der mich erwählt hat, gab Märtyrern ihren Mut. Sie waren Menschen wie ich, nutzlos und schwach; sie kämpften und gewannen. Auch ich bin für das Martyrium erwählt. Und wenn ich wirklich ein heiliger Priester werden will, kann ich mir nichts anderes wünschen.“ Am 24. Februar 1957 wurde Mario zum Priester geweiht.

Ein Portraitfoto von P. Mario Borzaga OMI.
P. Mario Borzaga OMI.
Foto: Archiv Generalpostulation OMI

Inhalt:

Herkunft und Berufung

Ordenseintritt und Studienjahre

Missionar in Laos

Weg ins Martyrium

 

Missionar in Laos

Kurz nach der Priesterweihe, im Februar 1957, hatte P. Borzaga dem Generaloberen gegenüber den Wunsch geäußert, Missionar im Königreich Laos zu werden. Das Klima, die vielen Sprachdialekte und die schlechten Verkehrswege machten Laos von den äußeren Bedingungen her zu einer der schwierigsten Missionen. P. Borzagas Wunsch wurde stattgegeben. Schon im Herbst 1957 machte sich der Neupriester auf den Weg nach Laos. Die Schiffsreise von Neapel dauerte fast einen Monat. In Paksane, einer Stadt im Zentrum von Laos, angekommen, begann P. Borzaga mit dem Studium der Landessprache Lao.

Schon im Mai 1958 konnte er in den Bergen von Phon Hom und Pak Kadine in der Mission von Keng Sadok seine missionarische Tätigkeit aufnehmen. Er schreibt von dieser Zeit: „Vom Altar zum Studium, vom Kreuz zur Freude; da ist nichts anderes während des Tages. Ich werde nicht müde, mich der Nachfolge Jesu, der mich beschenkt hat mit seiner Gnade, seiner Liebe, die Leben ist, hinzugeben.“ 1958 war kein einfaches Jahr für P. Borzaga. Er verspürte Einsamkeit. Ihm fehlten Freunde, die Familie. Die Sprachkenntnisse waren noch zu wenig, um sich wirklich mit den Menschen vor Ort zu unterhalten.

Ende 1958 wurde P. Borzaga nach Kiucatian, einem Bergdorf im Norden Laos, versetzt. Neben Lao musste er nun auch die Sprache der Hmong erlernen. Was war P. Borzagas eigentliche Arbeit dort? Täglich feierte er die Heilige Messe. Er hatte den Getauften den Katechismus zu lehren. Die Kinder waren im Glauben zu unterweisen. Er musste die Taufbewerber anleiten, wie man betet. Familien und Kranke waren zu besuchen. Ebenso waren die einheimischen Katecheten in ihre Arbeit einzuführen. Die Hmong hatten P. Borzaga bald angenommen. Er besuchte nun oft die nur durch lange Fußmärsche zu erreichenden Bergdörfer der Umgebung, um die wenigen Christen zu sehen. In sein Tagebuch schrieb er: „Es ist wichtig, auf dem Weg zu bleiben. Die Straße wird unser Zuhause sein. Wenn wir in ein Haus kommen, müssen wir es zu einem Weg machen, der zu Gott führt.“ Sein Wirken hatte Erfolg, die christliche Gemeinde von Kiucatian wuchs.

Immer mehr zu einem Problem wurde aber die politische Lage in Laos. Die kommunistischen Pathet-Soldaten hatten überall ihre Lager errichtet. Für die ausländischen Missionare war der Aufenthalt in den besetzten Gebieten lebensgefährlich. Alle wussten ja um das Schicksal von P. Jean-Baptist Malo MEP (1899-1954), der bereits 1954 verschleppt worden war. Oft genug hatten die Soldaten in der Umgebung Versorgungsmärsche der Bergbevölkerung überfallen. Die Kirche war ja erklärter Feind der Kommunisten. Der damalige Apostolische Vikar von Vientiane, Bischof Étienne Loosdregt OMI (1908-1980), hatte seine Missionare vor der Verfolgung gewarnt. Gleichzeitig hatte der Bischof die ausländischen Missionare angewiesen, bei ihren Gläubigen zu bleiben. Schon am 19. Dezember 1959 hatte die Lage ein weiteres Opfer gefordert: P. René Dubroux MEP (1914-1959) war in der Kirche von Paly von kommunistischen Freischärlern erschossen worden.

Weg ins Martyrium

Am Sonntag, den 24. April 1960, wurde P. Borzaga zu Kranken in ein weit entferntes Dorf gerufen. Ungeachtet der Bedrohung, machte er sich mit einem Katecheten, Paul Thoj Xyooj (1941-1960), einem jungen Hmong, auf den langen Weg, der drei Tagesmärsche in Anspruch nehmen sollte. Sie brachen also auf, in einige Dörfer in Richtung Mekong, westlich von Luang Prabang. Beide sollten nicht mehr zurückkehren. P. Borzaga war mit seinem Katecheten noch in ein Dorf gelangt, wo er die Kranken besuchte und die Sakramente spendete. Das war am 25. April 1960. Zusammen mit seinem einheimischen Begleiter machte er sich auf den weiteren Weg in Richtung Nam Ming Fluss. Doch von diesem Zeitpunkt an fehlte über 40 Jahre jede Spur von P. Borzaga und seinem Begleiter.

Heute wissen wir von Zeugen, damals alles junge Freiheitskämpfer, die sich lange nicht trauten, über die Ereignisse zu reden, dass P. Borzaga und Paul Thoj Xyooj noch in das Dorf Ban Xua Phoua gelangt sein müssen. Die nächste Station sollte Muang Kassi sein. Doch am 1. Mai 1960 wurde P. Borzaga im Dorf Muang Met, das zwischen Ban Phoua Xua and Muang Kassi liegt, von einer Gruppe kommunistischer Milizen aufgegriffen. P. Borzaga wurde gefesselt. Paul Thoj Xyooj rief daraufhin: „Bringt ihn nicht um. Er ist ein guter Priester.“ P. Borzaga und Paul Thoj Xyooj wurden aus dem Dorf geführt. Einer der Soldaten berichtete später: „Wir zwangen sie ein Loch zu graben. Ich erschoss dann beide. […] Ohne zu zögern begruben wir sie.“

Wider alle Hoffnung besserte sich die politische Lage im Land nicht. Am 9. August 1960 hatte es in Laos einen Staatsstreich gegeben. Das Land war nun in drei bewaffnete Parteien gespalten: Regierung, Nationalisten und Kommunisten. Die Pathet Lao sollten allein von dieser Situation profitieren. Ihre Präsenz und ihr Einfluss wurden immer größer. Sie kontrollierten nun sehr offensiv die Region, in der die Oblaten ihre Missionen hatten. Im Kontext dieser politisch unsicheren Situation sind die folgenden Morde an drei Oblaten zu sehen, die zwischen dem 18. April und 11. Mai 1961 das Martyrium erleiden sollten: Louis Leroy, Michel Coquelet und Vincent L´Hénoret. 

 

Thomas Klosterkamp OMI

P. Mario Borzaga OMI arbeitet am Schreibtisch.
Bei der Schreibtischarbeit.
Foto: Archiv Generalpostulation OMI

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Die Oblatenmärtyrer von Laos:

P. Mario Borzaga OMI († 1960)

P. Louis Leroy OMI († 1961)

P. Michel Coquelet OMI († 1961)

P. Vincent L´Hénoret OMI († 1961) 

P. Jean Wauthier OMI († 1967)

P. Joseph Boissel OMI († 1969)