Pater Michael Coquelet OMI (1931 – 1961)

„In den schwierigen Zeiten hatten wir Gedanken ans Martyrium.“

Herkunft und Berufung

Michel Coquelet erblickte am 18. August 1931 in Wignehies, in Nordfrankreich das Licht der Welt. Der Vater war Elektriker, die Mutter Stenographin. Michel hatte einen älteren Bruder und eine ältere Schwester. Nach ihm wurden noch drei weitere Geschwister geboren. Michel wuchs in Puiseaux auf, wo er auch eingeschult wurde. 1942 wechselte Michel als Internatsschüler ans katholische Collège Saint Grégoire de Pithiviers, 20 km vom Elternhaus entfernt. Hier festigte sich sein Wunsch, Priester zu werden. Seine Eltern nahmen diesen Wunsch ernst und schickten Michel 1945 ans erzbischöfliche Knabenseminar von Cambrai, Saint-Michel in Solesmes.

Ordenseintritt und Studienjahre

1948 trat der begabte aber recht schüchterne Michel Coquelet schließlich in La Brosse-Montceaux ins Noviziat der Oblaten ein. Nach den ersten zeitlichen Gelübden 1949, folgte umgehend die Aufnahme der philosophisch-theologischen Studien im Oblaten Scholastikat von Solignac. Von Januar 1952 bis Juli 1953 wurde das Studium wegen des Militärdienstes unterbrochen. Diesen hatte er in Algerien abzuleisten. 1954 legte Michel Coquelet in Solignac seine Ewigen Gelübde ab. 1956 wurde er in der Abteikirche von Solignac zum Priester geweiht. Dem Generaloberen der Oblaten in Rom hatte er bereits vor seiner Priesterweihe geschrieben: „Ich bitte um die Entsendung in die Auslandsmission, bevorzugt in die Mission nach Laos!“

Ein Portraitfoto von P. Michel Coquelet OMI.
P. Michel Coquelet OMI.
Foto: Archiv Generalpostulation OMI

Inhalt:

Herkunft und Berufung

Ordenseintritt und Studienjahre

Missionar in Laos

Weg ins Martyrium

 

Missionar in Laos

Er erreichte seine neue Mission im April 1957. Bis 1958 sollte er am Knabenseminar von Paksane als Französischlehrer arbeiten. Die Zeit im Knabenseminar nutze P. Coquelet zum intensiven Sprachstudium der Landessprache Lao.

Im Dezember 1958 erhielt P. Coquelet eine Versetzung nach Xieng Khouang. Von dort aus wurde er zu den Christen ins Dorf Ban Pha geschickt. Es war ein armes Dorf, wo vor allem Angehörige der Volksgruppe der Khmu lebten. Die Christen dort waren gerade erst getauft. Zunächst waren weitere Sprachstudien nötig: Khmu und Thaï-dam. P. Coquelets wichtigste Erfahrung in dieser Anfangszeit war, dass es wichtig ist, einfach nur da zu sein. Es heißt über diese Zeit: „Die jungen Missionare waren bereit, jedes Opfer zu bringen. Sie lebten ärmlich und gingen ganz in ihrem Dienst auf. In den schwierigen Zeiten hatten wir alle auch Gedanken ans Martyrium, daran, Christus das ganze Leben zu geben.“ Eine der Dorfbewohnerinnen der Khmu, damals noch ein Kind, erinnert sich an P. Coquelet: „Er wohnte in der Kirche. Es war ein Haus mit einem Raum. Auf der einen Seite die Kirche, auf der anderen Seite das Zimmer des Paters. Ich erinnere mich auch, dass er mit seinem Buch durchs Dorf ging und betete. Er trug dann die schwarze Soutane mit dem großen Kreuz. Die Leute waren glücklich, wenn sie ihn sahen, da sie glaubten, dass er die bösen Geister fernhält. Als ich einmal von einem Insekt gestochen wurde und nicht mehr laufen konnte, gab er mir seine Schuhe und ging barfuß weiter.“

1961 war P. Coquelet nach Phôn Pheng versetzt worden. Sam Tôm ist ein abgelegenes Dorf in der Nähe von Tha Vieng in der Provinz von Xieng Khouang. Von hier aus war P. Coquelet nun für eine größere Seelsorgsregion zuständig. Es war das Gebiet um Nam Say, sowie die Region Tha Vieng am Fuße des großen Phou Xao Berges. 

Weg ins Martyrium

Die große Offensive des Guerillakriegs war im April 1961 schon im vollen Gange. Am Sonntag, den 16. April, hatte P. Coquelet in Phôn Pheng die Heilige Messe gefeiert. Am folgenden Tag machte er sich mit dem Fahrrad auf den Weg nach Ban Nam Pan, um Kranke zu besuchen. P. Coquelet wollte bis zum 20. April 1961 zurück sein. Für das was folgt, muss man sich auf verschiedene Zeugenaussagen verlassen, die teilweise erst Jahre später gemacht wurden.

Eine Frau berichtet, dass P. Coquelet am 17. April 1961 zu ihrem Vater gekommen sei. Man hatte den Pater eigens gerufen. Der Vater war angeschossen worden. Der Pater versorgte die Wunde. Während er noch bei der Familie war, kam der Katechet von Houey Nhèng und rief P. Coquelet zu einem weiteren Kranken. Er machte sich mit dem Fahrrad auf den Weg. Zwei oder drei Tage später, so berichtete die Frau, kamen wieder Leute aus Houey Nhèng, um P. Coquelet zu holen. Da wurde allen klar, dass der Pater nie in Houey Nhèng angekommen war. Die Leute aus dem Dorf machten sich daraufhin auf die Suche. Man fand aber keine Spur von P. Coquelet.

Weitere Zeugen wollten gesehen haben, wie Soldaten zwischen den Orten Nam Pane und Houey Nhèng das Fahrrad von P. Coquelet auf einen Armeelastwagen luden. Erst viel später gab es dazu eine detaillierte Aussage. Nicht weit von Xieng Khong hatten Milizionäre P. Coquelet gestoppt. Die Soldaten wiesen ihn an, ins Missionshaus von Xieng Khouang zu fahren. Er könne auf keinen Fall in seine Mission nach Phôn Pheng zurückkehren. Als P. Coquelet das verneinte, nahmen ihn die Milizionäre fest. Sie ließen das Fahrrad liegen und brachten ihn an die alte Straße, die nach Ban Sop Xieng führt, wo man ihn einfach erschoss. Zur selben Zeit hatte man P. Coquelets Haus im Dorf von Sam Tôm geplündert. Das alles soll am 20. April 1961 stattgefunden haben.

Ein Grab von P. Coquelet konnte nicht gefunden werden. Pfarrangehörige wurden damals von einem Passanten angewiesen nicht weiter zu suchen. Er wusste zu berichten, dass die Soldaten die Leiche in den Fluss geworfen hätten.

Die Oblaten in Paksane erfuhren erst am 3. Mai 1961 durch den Missionsleiter P. Paul Sion (1926-1983), dass P. Coquelet verschwunden war. Es gab zu diesem Zeitpunkt noch keine Anhaltspunkte zum Verschwinden oder zum Mord.

P. Alessando Staccioli (*1931), der 1968 zum Apostolischen Vikar von Luang Prabang ernannt werden sollte, erinnert sich später sich an die jungen Blutzeugen P. Borzaga, P. Leroy und P. Coquelet: „Vielleicht haben sie nicht über das Martyrium gesprochen. Jeder von uns wusste, dass unsere Präsenz in Laos durch den Hass der Milizen gegen die Kirche mit dem Risiko verbunden war, umgebracht zu werden. Jedem von ihnen hatte klar vor Augen gestanden, dass man sein Leben ja bereits um des Evangeliums willen an Laos hingegeben hatte. Darum waren sie auch in der Lage, ihr Leben so leichtfertig mit dem Leid und der Misere der Menschen vor Ort zu teilen. Die Kirche wurde am Kreuz und durch Opfer geboren. Das ist auch die Wahrheit für jede neue Mission.”

Dieser Wahrheit hatte sich nur wenig später ein weiterer Oblate im Martyrium zu stellen. P. Vincent L’Hénoret wurde nur drei Wochen nach dem Tod von P. Coquelet umgebracht. 

 

Thomas Klosterkamp OMI

P. Michel Coquelet OMI steht mit einem gepackten Maultier bereit für den Marsch in die Dörfer.
P. Coquelet 1960 in Xieng Khouang.
Foto: Archiv Generalpostulation OMI

Downloads:

Coquelet.zip | 1.125 kb

Fotos + Text als ZIP-Datei

 

 

Die Oblatenmärtyrer von Laos:

P. Mario Borzaga OMI († 1960)

P. Louis Leroy OMI († 1961)

P. Michel Coquelet OMI († 1961)

P. Vincent L´Hénoret OMI († 1961) 

P. Jean Wauthier OMI († 1967)

P. Joseph Boissel OMI († 1969)