Pater Louis Leroy OMI (1923 – 1961)

„Ich gehe in die Mission, wo ich vielleicht als Märtyrer mein Leben opfern darf.“

Herkunft und Berufung

Louis Leroy stammte aus der Normandie in Frankreich. Er wurde am 8. Oktober 1923 in Ducey geboren. In der Familie war er das älteste von vier Kindern. 1932, Louis war 9 Jahre alt, starb sein Vater. Die Mutter zog daraufhin mit den Kindern auf einen Hof in Villiers-le-Pré.
Nach dem Besuch der Grund- und Hauptschule war es die Pflicht des ältesten Sohnes, den Hof zu übernehmen. Louis Leroy war erst zwölf Jahre alt. So arbeitete er zehn Jahre lang als Landwirt, um die Familie zu unterstützen. Zwischen 1945 und 1946 absolvierte Louis Leroy seinen Militärdienst. In dieser Zeit fiel die Entscheidung Missionar zu werden, ein Wunsch, den er offenbar seit Langem hegte. Die Missionare Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria nahmen ihn noch 1946 in ihr Missionskolleg in Pontmain auf. Hier konnte er als Spätberufener seine Gymnasialbildung nachholen. 1947 vertraute er sich einem Freund an: „Ich trete bei den Oblaten ein und werde darum bitten, in eine der schwierigsten Missionen gesandt zu werden, wo ich vielleicht als Märtyrer mein Leben opfern darf.“

Ordenseintritt und Studienjahre

Von 1948 bis 1949 absolvierte Louis Leroy sein Noviziat in La Brosse-Montceaux. Die ersten zeitlichen Gelübde legte Louis Leroy am 8. September 1949 in La Brosse-Montceaux ab. Die Studien der Philosophie und Theologie erfolgten in Solignac. Hier band sich Louis Leroy 1952 in den Ewigen Gelübden an die Gemeinschaft der Oblaten. 1954 erfolgte die Priesterweihe. Mit Ende des Studiums bat P. Leroy den Generaloberen in Rom um seine Entsendung in die Mission: „Bevor ich die Oblaten kennenlernte, war ich schon von der Asienmission fasziniert. Darum entschied ich mich auch, meine Arbeit als Landwirt aufzugeben. Seitdem ich nun die Oblaten kenne, möchte ich Missionar in Laos werden. Die Schwierigkeiten, die dieses Missionsland birgt, haben meinen Wunsch, in dieses Land zu gehen, nur wachsen lassen. Wenn Sie also glauben, dass Laos die richtige Mission für mich ist, würde ich eine Versetzung dorthin mit Freude entgegennehmen.“ Die Versetzung nach Laos kam im Juni 1955.

Ein Portraitfoto von P. Louis Leroy OMI.
P. Louis Leroy OMI.
Foto: Archiv Generalpostulation OMI

Inhalt:

Herkunft und Berufung

Ordenseintritt und Studienjahre

Missionar in Laos

Weg ins Martyrium

 

Missionar in Laos

Im November 1955 in Laos angekommen, lernte P. Leroy die Sprachen Lao und Khmu, später auch Thaï Dam. Seine mittelmäßigen Sprachkenntnisse sollten für die Menschen vor Ort sehr bald aufgewogen werden durch P. Leroys Lächeln, seine Freundlichkeit, seine Sorge, Geduld und Liebe. Ende 1957 übernahm er die Mission von Ban Pha in den Bergen. Hier lebte eine erste Generation Christen. P. Leroys Aufzeichnungen sprechen von Freud und Leid eines Missionars: die Lauheit und Unregelmäßigkeit im Glaubensleben, das falsche Vertrauen in alten Zauber, das Zeugnis und die Frömmigkeit guter Christen, die weiten und schlechten Wege, die Erlebnisse bei Besuchen, die Versorgung der Kranken, die kleine Zahl der Christen in heidnischem Umfeld, das Wetter… Zwischen 1959 und 1960 spendete P. Leroy 73 Taufen, davon waren 37 Täuflinge Erwachsene. Im gleichen Zeitraum suchten ihn über 3.000 Personen mit den verschiedensten Anliegen im Missionshaus auf. Wenigstens 3.000 km legte er in den zwölf Monaten selber zu Fuß mit Rucksack zurück. 

Weg ins Martyrium

Bei der großen Offensive des Guerillakriegs im April 1961 wurden die Angreifer auch auf P. Leroy aufmerksam. Christliche Präsenz war nicht mehr erwünscht. P. Leroy hatte sich am 13. April 1961 entschieden, trotz der drohenden Gefahr seinen Posten nicht zu verlassen. Am 15. April 1961 ließen sich erste Milizen in Ban Pha nieder. Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Pathet Lao Soldaten waren ganz in der Nähe. Mit der Überzahl der Pathet Lao Soldaten kamen auch die Propagandisten der neuen Ideologie.

Am 18. April 1961, P. Leroy war gerade in der Kirche, nachdem er die hl. Messe gefeiert hatte, suchten ihn Milizionäre auf. Es waren vietnamesische Söldner. Das war gegen 9:30 Uhr. Sie forderten P. Leroy auf, die Mission zu verlassen. Er solle in die Mission nach Xieng Khouang zurückkehren. P. Leroys Einwand, dass er die Mission nicht verlassen werde, fand kein Gehör. P. Leroy wurde aufgefordert mitzukommen. P. Leroy zog seine Soutane an, packte einige Sachen, nahm sein Brevier in die Hand und verabschiedete sich von einigen Bewohnern. Barfuß folgte er den sechs Soldaten. Das war gegen 11:30 Uhr. Ein Zeuge sagte später aus, dass man P. Leroy festgenommen hatte. P. Leroy wurde kurz verhört, geschlagen und im Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Nach einiger Zeit hörte man Schüsse im Wald. Gegen 14:00 Uhr kamen die Milizionäre zurück zur Mission und teilten der Haushälterin mit, dass P. Leroy nach Xieng Khouang abgereist sei. Am Abend fand im Dorf ein Treffen zur „politischen Unterweisung“ der Bewohner statt. Dort teilte man den Einwohnern mit, dass der Pater am Leben sei. Man habe ihn nach Xieng Khouang geschickt, weil er ein Spion und Verräter sei. Er sei ein schlechter Mensch. Bald würde man von Xieng Khouang einen neuen Pater schicken. Am darauf folgenden Tag wurde die Mission von der Miliz geplündert. Was man nicht mitnehmen konnte, wurde in Brand gesteckt.

Zwei Tage später entdeckten Pfarrangehörige ein provisorisches Grab im Wald. Die Oblaten wurden niemals von offizieller Stelle über den Tod von P. Leroy informiert. Ein Besuch in Ban Pha blieb zunächst behördlich verboten. Erst nach zwei Jahren konnte ein Oblatenpater das Grab besuchen und segnen. Heute ist dort ein Reisfeld angelegt. Die lokalen Führer der Pathet Lao stritten jede Verantwortung für den Mord an P. Leroy ab. Die Oblaten in Xieng Khouang versuchten ihr Möglichstes, um die genauen Hintergründe des Verschwindens und schließlich des Todes von P. Leory zu klären. Vergebens.

Heute wissen wir, dass P. Leroy schon lange vor seiner Ermordung von den Soldaten der königlichen Truppe gebeten wurde, die Mission zu verlassen. Das Militär verließ Ban Pha. P. Leroy blieb bei seinen Gläubigen. Er fühlte sich verpflichtet. Er soll gesagt haben: „Ich bin bereit, für den Herrn zu sterben.” Auch die Bitten mancher Christen, die Mission zu verlassen, schlug P. Leroy aus. P. Leroy blieb der kirchlichen Anordnung und seiner priesterlichen Überzeugung treu, bei den Gläubigen auszuhalten.

Inmitten all dieser Aktivitäten, Fragen und Unsicherheiten wurden die Oberen der Mission mit dem Fall des nächsten Opfers konfrontiert: P. Michel Coquelet. Er kam nur zwei Tage später ums Leben. 

 

Thomas Klosterkamp OMI

P. Louis Leroy OMI arbeitet am Schreibtisch.
P. Leroy bei Bauarbeiten in Ban Pha, 1960.
Foto: Archiv Generalpostulation OMI

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Die Oblatenmärtyrer von Laos:

P. Mario Borzaga OMI († 1960)

P. Louis Leroy OMI († 1961)

P. Michel Coquelet OMI († 1961)

P. Vincent L´Hénoret OMI († 1961) 

P. Jean Wauthier OMI († 1967)

P. Joseph Boissel OMI († 1969)